Warum beim Reiten das untere Längsband so wichtig ist
Heute möchte ich einen Aspekt der Pferdebewegung ansprechen, der sehr oft übersehen wird, aber extrem wichtig für die Gesundheit unserer Vierbeiner ist. Es handelt sich dabei um den Bereich hinter dem Sattel, d.h. Ende Brustwirbelsäule und Anfang Lendenwirbelsäule (siehe Foto).
Jeder von Euch hat schon von Nacken- und Rückenband gehört. Weniger bekannt dagegen sind die anderen Bänder, die ebenfalls wichtig für die Stabilität der Brust- und Lendenwirbelsäule sind. Das wichtigste davon ist das untere Längsband (Lig. Longitudinale ventrale). Es beginnt am 12. Brustwirbel, ist im Bereich des 16. Brustwirbels am kräftigsten und führt bis zum Kreuzbein.
Seine Aufgabe ist es, die Brust- und Lendenwirbelsäule zu verbinden und von unten her zu stützen, wenn der Pferderücken zu stark in ein Hohlkreuz kommt. Das bedeutet, dass auch dieser Bereich – selbst wenn das Pferd den Hals anhebt und den Rücken durchdrückt, das alles eventuell auch noch mit Reitergewicht – noch von unten her gestützt ist und nicht „durchbricht“. Das ist gleichsam eine Versicherung für alle Fälle, wenn das Nacken-Rückenband nicht unter Spannung ist!!!
Also – ihr teilt sicherlich meine Meinung, dass diese Struktur genauso Beachtung verdient und gehegt und gepflegt werden sollte, andernfalls kann es zu degenerativen Veränderungen kommen. Und ich erlaube mir hier, diese Veränderungen mit einer Spondylose des Hundes zu vergleichen. Jeder Pferdebesitzer, der einen Hund hat, weiß, wovon ich spreche. Hunde zeigen dann ein zunehmend steiferes, aber auch neurologisch auffallenderes Gangbild.
Diese degenerative Veränderung des ventralen (bauchseitigen) Längsbandes wird selten diagnostiziert, da sie röntgenologisch schwer darstellbar ist, oft mit Kissing spines – sich berührende Dornfortsätze – einhergeht und überaus schmerzhaft fürs Pferd ist!
Wie kann man jetzt dieser Struktur mehr Aufmerksamkeit schenken? Antwort: Indem ihr den Bereich hinter dem Sattel genau beobachtet. Dieser Bereich sollte sich eher nach oben und in die Senkrechte bewegen, statt nach unten. Als Idee: wie eine Banane, deren Krümmung nach oben zeigt.
Wie erreiche ich das? Indem ich die Kopf Hals Position meines Pferdes so einstelle, dass ich diesen Bereich über die Spannung des Nacken-Rückenbandes stabilisiere. Auf gut deutsch – das Pferd darf mit tiefem Kopf, aber mit der Nasenlinie vor der Senkrechten laufen.
Je fitter es in der Muskulatur wird, desto höher kann ich den Kopf nehmen und der Rücken sackt nicht mehr nach unten durch! Voraussetzung dafür ist natürlich ein passender Sattel, ein korrekter Sitz und kein zu hohes Reitergewicht. Euer Trainer kann es vom Boden aus beobachten und Euch ein Feedback geben.
Solltet ihr alleine reiten, muss man ein Gefühl dafür entwickeln, wann der Rücken wegdrückt. Das erreicht man am besten, indem man sich mit der Kopf-Hals-Position „spielt“ und sich einfühlt, eventuell auch einen Seitengang dazunimmt und wieder geradeaus reitet, und dabei wirklich auf den Pferderücken achten, wie er sich anfühlt.
Doch anfangs rate ich allen, sich von einer Person mit geschultem Blick Feedback zu holen.
Oft sind es nur ein paar kleine Stellschrauben und Rädchen, die man beachten und an denen man ,drehen‘ muss, um Pferde gesund auszubilden und fit und vital bis ins hohe Alter zu bringen.
Dieses ist eines davon :-)