Gundula's Blog

Auch das Kopfkino muss trainiert werden!

Fibi Gundula Box

Es war vormittags als ich im Stall war. Die Pferde waren schon auf der Koppel, also machte ich mich daran, meine Stute zu holen.

Ich und meine Stute haben dabei so eine Art Ritual: Ich rufe sie, sie schaut auf, senkt wieder den Kopf und frisst noch etwas weiter. Dann gehe ich ein paar Schritte auf sie zu und ungefähr bei einem Abstand von ca 10 Meter setzt sie sich in Bewegung, kommt auf mich zu und so gehen wir gemeinsam zu ihrer Box. Das Halfter hängt dann gemütlich über meiner Schulter.

Doch dieses Mal war es etwas anders. Es war mehr Bewegung in der Herde, und ich konnte auch nicht gleich meine Stute ausmachen. Also, wie gewohnt, rief ich ihren Namen. Plötzlich sauste ein Pferd an mir im „Schweinsgalopp“ vorbei, bremste ab, drehte sich um und schaute mich mit ihren dunklen Augen groß an – so nach dem Motto: „Jetzt?“

Ja, ihr liegt richtig, es war mein Stütchen, die mal nicht mit Fressen beschäftigt war. Sie überlegte ein bisschen, und ich war gespannt, was sie weiter machen würde. Denn sichtlich passte ich momentan gar nicht in ihren Zeitplan. Umso mehr freute es mich, dass sie auf mich zukam und wir gemeinsam von der Koppel in ihre Box gingen – und das sogar ohne Halfter.

Es wurde geputzt, bandagiert und gesattelt, denn ich wollte heute etwas an der Versammlung unter dem Sattel üben, sowohl im Trab als auch im Galopp, und zwar die Anfänge von ein bisschen mehr Kruppe absenken und höherer Halshaltung – ja, auch das muss kraftmäßig trainiert werden.

Bei der Aufwärmphase führte ich sie wie immer noch im Schritt und fragte einfach ab, ob sie kopfmäßig bei mir ist – z.B. Ho und Go einlegen während dem Führen: Ho bedeutet langsamer bis zum Stehenbleiben und Go einfach vorwärts – und das nur mit meiner Körpersprache.

Dann erst stieg ich in den Sattel. Ich begann mit der Lösungsphase, in der meine Stute mit längerem Hals – die Nase noch weit nach vorne – ganze Bahn mit einigen Touren und auch Tourenwechsel trabte und auch galoppierte.

Ich hatte meine Linien im Kopf, und mein Körper spürte die Bewegung der Stute.

An dem Tag waren zwei Stuten – neu eingegliedert – noch in ihren Boxen und meinten, sie müssten sich ein Drama gegenseitig liefern. Es gab ein großes Gequietsche – und als ich in die Richtung der Boxen ritt (in dem Stall ist quasi Viereck und Boxengasse von einer kleinen Mauer getrennt und man sieht zu den Boxen), sah ich eine Stute steigen – und das ziemlich hoch – mit den Vorderbeinen in der Luft laufend.
Ich bin mir sicher, dass meine Stute wusste, dass es um ihre Herde ging. Da sie in ihrer Herde eine höhere Stellung hat, glaubte sie offenbar, darauf irgendwie reagieren zu müssen.

Was soll ich Euch sagen – mein Kopfkino begann! Ich glaube von unten sah man nur einen „Hupfer“ und ein sehr imposantes Pferd. Doch in meinen Vorstellungen ging es richtig zur Sache: ein steigendes, buckelndes, nicht kontrollierbares Pferd – mit mir auf dem Rücken! Meine Unsicherheit übertrug sich natürlich auch noch auf meine Stute, und das gefühlte Chaos war perfekt!

Ich wartete noch einen Moment, in dem ich wieder Kontrolle hatte und stieg dann vom Pferd, atmete einmal durch, um meinen Schreck abzubauen und die Situation halbwegs verarbeiten und einordnen zu können.

Mein Resümee war dies: Auf der einen Seite ärgerte ich mich über mich selbst, dass ich mein ,Kopfkino‘ nicht im Griff hatte und mich von außen derartig beeinflussen ließ. Auf der anderen Seite war es für mich auch in Ordnung, wie ich die Situation dennoch bewältigt und wieder zur Ruhe zu gebracht habe. Doch mein Ego ging mit mir durch – denn ich hätte dies gerne im Sattel erreicht.

Egal – ich musste die Situation so nehmen, wie sie eben war. Ich beschloss, für mich noch ein paar Übungen am Boden zu machen, um meine Stute wieder zum Zuhören zu motivieren und auch mich damit wieder auf mein Tun mit dem Pferd zu fokussieren. Dann aber war es fantastisch zu sehen, wie schnell sie wieder bei mir war, und ich begann, stolz zu lächeln.

Das gab mir wieder Sicherheit, und ich stieg wieder in den Sattel, trabte entspannt auf beiden Händen noch ein paar Runden und beendete dann mein Training mit einem sehr guten Gefühl.

Was ich aber für mich aus dieser turbulenten Trainingseinheit mitnehme ist: Wie sehr einen das eigene Kopfkino einen Streich spielen kann – und wie wichtig es ist, auch dieses zu trainieren!

Umso stolzer bin ich aber auf mein Stütchen, da sie ganz schnell wieder bei mir war – denn ich war in dieser heiklen Situation der Schlüssel, nicht das Pferd. Denkt öfters dran!

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