Über den richtigen Weg in der Pferdeausbildung
Veränderungen in der Pferdewelt – warum wir über Ausbildung neu nachdenken müssen
Wir leben in einer Zeit der Veränderung auf allen Ebenen, auch in der Pferdewelt! Wenn man sich durch die sozialen Medien bewegt, kommt man von einem Reitprofi zum nächsten, von einem Namen zum nächsten – und alle wollen offenkundig eines: Pferde gesund ausbilden. Aber sie alle tun es offenbar ganz unterschiedlich.
Dass dies schon länger so ist – ja eh. Doch warum beschäftigt es mich gerade jetzt so sehr?
Unterschiedliche Wege in der Pferdeausbildung: Gibt es den „richtigen“?
Auf der einen Seite bekomme ich immer mehr Pferde zu sehen – und auch zu mir in den Stall – bei denen es nicht so gelaufen ist, wie man es sich erwünscht hat.
Oft höre ich dabei den Satz: „Der/die ist anders als die anderen – er/sie passt nicht in mein Konzept.“
Kann ein Pferd in ein Ausbildungskonzept „passen“ – oder muss ich als Ausbilder meine Schüler (damit meine ich sowohl das Pferd als auch den Reiter/Besitzer!) dort abholen, wo sie stehen?
Vorwärts-abwärts oder Aufrichtung? Eine häufige Frage in der Pferdeausbildung
Auf der anderen Seite wurde mir von einer sehr lieben Person, die Pferde in Zirzensik ausbildet, die Frage gestellt:
„Ist Vorwärts-abwärts gesund oder muss ich gleich mit der Aufrichtung beginnen? Denn jeder Ausbilder hat eine andere Herangehensweise – und man weiß nicht, für welche man sich entscheiden soll.“
Ich glaube, so geht es ganz vielen – und wahrscheinlich haben sich auch so viele Wege in der Pferdeausbildung entwickelt, weil man ständig nach dem optimalen und richtigen sucht …
Anatomie und Bewegungslehre als Schlüssel zur gesunden Ausbildung
Ich kann nur von mir selbst sprechen und Euch sagen, dass mir die Anatomie und dazu auch noch die funktionelle Anatomie und Bewegungslehre sehr die Augen geöffnet haben – doch selbst da gibt es die verschiedensten Lehren und Herangehensweisen.
Der Weg ist das Ziel – warum Ausbildung Zeit und Geduld braucht
Ich möchte diese Frage aber nicht einfach stehen lassen und Euch im Gegenzug als erstes eine Gegenfrage stellen:
Wenn man etwas formen möchte, hat man in Gedanken natürlich das fertige „Produkt“ (das Ziel) vor Augen. Aber beginnt man deshalb gleich mit der Endversion – oder muss erst der Weg dorthin gefunden werden?
Ist Euer Kuchen/Euer Gericht gleich fertig – oder müsst ihr vorher nicht die Zutaten mischen und evtl. noch backen, bis es köstlich aus dem Rohr duftet?
Ich glaube, dass es dieses Bild recht gut beschreibt – und der Satz: „Der Weg ist das Ziel!“ den Nagel auf den Kopf trifft!
Rassespezifische Unterschiede: Spanier, Trakehner & Co. richtig fördern
Selbstverständlich muss man auch die rassespezifischen Merkmale in eine Ausbildung miteinfließen lassen. Damit meine ich, dass ein typischer Spanier seine Vorderbeine mehr abwinkelt als ein Trakehner oder Hannoveraner – und ich kann nicht von ihm die gleiche Vorwärts-abwärts-Haltung verlangen wie von einem Trakehner.
Doch sollte er genauso in der ventralen Kette laufen und nicht den Rücken durchdrücken und damit sein Becken wie einen Entenpopo hinausstellen.
Die Rückenlinie als Indikator für gesundes Training
Pferd ist Pferd – aber dann doch jedes individuell!!!!!
Und noch ein kleiner Tipp am Schluss: Die Rückenlinie gibt immer gut Auskunft darüber, ob ein Pferd über den Rücken geht – egal ob vorwärts-abwärts und auch in jedem weiteren Ausbildungsschritt. Denn eine Kompression im Wirbelsäulenbereich führt früher oder später zu Problemen – und nicht nur im Rückenbereich!
Pferde individuell betrachten statt nach Schema auszubilden
In diesem Sinne: Schaut Eure Pferde mal genau im Stehen und im Gang an!
Eure,
Gundula